Pfahlbauten
Unesco Welterbe

Pfahlbauforschung seit 1969

Der Vater der modernen Pfahlbauforschung in Österreich ist Regierungsrat a.D. Johann Offenberger  (gest. 2017).

Johann Offenberger war durch Jahrzehnte mit Mondsee und dem Heimatbund Mondseeland durch seine wissenschaftliche Arbeit eng verbunden. Mit seiner Unterwasserforschung in den Pfahlbauten und den archäologischen Arbeiten im Bereich des ehemaligen Benediktinerklosters Mondsee und in der Basilika St. Michael hat er viel zur Aufhellung der Geschichte dieser kulturträchtigen Region beigetragen.

Die ersten Pfahlbauforschungen im Mondseeland begannen schon im 19. Jahrhundert und wurden unter der Leitung von Dr. Walter Kunze Anfang der 60-er Jahre des 20. Jahrhunderts fortgesetzt. Diese Arbeiten waren in erster Linie Bergungen von Funden aus der Kulturschicht unter Wasser. Die wertvollen prähistorischen Siedlungsstätten wurden leider auch von Sporttauchern zunehmend entdeckt und damit in ihrem Bestand gefährdet.

So wurde im Jahr 1969 Johann Offenberger, der seit seiner Jugend eine Vorliebe für das Tauchen hatte und als archäologischer Grabungstechniker beim  Bundesdenkmalamt angestellt war von Frau HR Dr. G. Mossler aufgefordert „etwas zu unternehmen“. Zu diesem Zeitpunkt ahnte niemand der Beteiligten wohin die Reise gehen sollte.

In Anlehnung an ausländische Beispiele begann man die systematische Absuche der heimischen See nach Spuren von Siedlungsplätzen die heute unter Wasser liegen. Man entwickelte ein System mit Tauchern die gefundenen Plätze genau zu vermessen. Die nötige Zahl von Tauchern gewann Hans Offenberger bei Tauchclubs die sich in den Dienst der Sache stellten. Er selber hatte sich schon in frühester Jugend an der Taucherlegende Hans Hass orientiert und jetzt seine Sporttaucherambitionen zu einem Teil seines Berufes machen können. Einen breiten Raum der Arbeit nahm ab jetzt auch die enge Zusammenarbeit mit den verschiedensten Wissenschaftlichen Disziplinen ein. Eines der Institute war natürlich die „Limnologie“ die in dieser Zeit die Arbeit in Mondsee aufnahm.

So konnte bei der OÖ Landesausstellung 1981 zum Thema „Mondsee“ von Hans Offenberger in den ehemaligen Klosterräumen eine große Pfahlbauabteilung mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen eingerichtet werden. Als „Österreichisches Pfahlbaumuseum“ ist sie heute noch ein Teil der Mondseer Museumslandschaft.

Leider wurde die österreichische Pfahlbauforschung durch das Bundesdenkmalamt nach 25 Jahren eingestellt und muss seit der Erklärung von Pfahlbauten zum UNESCO Weltkulturerbe wieder neu gestartet werden. Da die unter Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer geplante Landesausstellung vom jetzigen Landeshauptmann Dr. Thomas Stelzer abgesagt wurde scheint jetzt die Pfahlbauforschung wieder zu erlahmen.

Konsulent Herbert Riesner

Pfahlbauliteratur – Neuerscheinungen

Reg. Rat. i.R. Johann Offenberger, der Altmeister der Pfahlbauforschung in Österreich, hat in zwei Büchern seine Erkenntnisse und Erfahrung von zwanzig Jahren Pfahlbauforschung niedergeschrieben.

 Weltkulturerbe „See“ – Ein Forschungsbericht

 Erschienen 2012 in der Reihe Mondseer Dokumentationen, Herausgegeben von den Mondseer Museen

Der Autor, entdeckte im Jahr seiner Matura 1953 die Leidenschaft für das Tauchen. Angeregt von den Büchern des Tauchers Hans Hass kaufte er sich ein erstes Tauchgerät. Seine Leseleidenschaft führte ihn zur Archäologie. Nach einer gediegenen  Ausbildung als Feldarchäologe bei Prof. Felgenhauer wurde er 1967 vom Wissenschaftsministerium als Archäologischer Grabungstechniker eingestellt. In der Folge leitete er dutzende archäologische Grabungen und machte sich einen Namen als Spezialist für die Archäologie des Früh- und Hochmittelalters. ( Kloster Heiligenkreuz, ehemaliges Kloster Mondsee, Kleinmariazell, Alte Universität Wien, Stephansdom Wien)

 Ende der 60-er Jahre konnte Johann Offenberger seine Tauchleidenschaft mit der Archäologie verbinden. Er rekrutierte interessierte Sporttaucher, bildete sie aus und etablierte praktisch aus dem Nichts eine eigenständige österreichische Unterwasser-Archäologie, die er zwanzig Jahre leitete.

 Dieses Buch ist eine erste kürzere Zusammenfassung der Forschung am Mondsee und eine Auseinandersetzung mit der Theorie des „Mondsee-Tsunami“ den der Geologe Binsteiner in der Folge eines Bergsturzes für den Untergang der Pfahlbaustation See am Mondsee verantwortlich macht. Offenberger zeigt in diesem Werk die Entwicklung der wissenschaftlichen Methoden zur Unterwasserforschung. Es sind 96 Seiten, die jeden an prähistorischen Siedlungen interessierten Leser eine gute Einführung in das Leben am See vor 5000 Jahren bietet.

 Das Pfahlbauerbe – Brennpunkt Mondsee

 Historica – Austria, Band 13, Erschienen 2015

 Herausgeber: Österreichischer Archäologie Bund

Dieses Buch ist eine Detaildokumentation und der Versuch einer Analyse der Jungsteinzeitlichen Seeufersiedlungen im Salzkammergut. Der Autor widmet diesen Band vor allem auch seinen treuen Wegbegleitern in der Pfahlbauforschung der vergangenen Jahrzehnte, Karl-Heinz Czech (UTC Wels) und. Robert Gotsleben (TG Haag)

Auf 327 Seiten wurde alles zusammengetragen was zwei Jahrzehnte Pfahlbauforschung in Österreich ans Tageslicht gebracht haben. In diesem, für wissenschaftliche Publikationen leicht lesbaren Werk, sind es vor allem auch die vielen Bilder und Skizzen die auch einem Laien einen guten Zugang zum Thema ermöglichen.

Es beginnt mit einer Rückschau auf die Pfahlbauforschung und die damaligen Theorien über das Aussehen dieser Siedlungen. Die Vernetzung moderner Pfahlbauforschung mit naturwissenschaftlichen Disziplinen hat neue Sichtweisen ergeben. So gibt es in dem Buch  für das Salzkammergut erstmals Rekonstruktionsversuche von Hausgrundrissen. Auch zur Technik der damaligen „Häuslbauer“ gibt es interessante Erkenntnisse.

Von den begleitenden Wissenschaften gibt es auch Aufsätze, so von R. Wimmer eine Analyse neolithischer Pfahlhölzer, von R.Schmidt  eine Interpretation Stratigrafischer Befunde aus der neolithischen Seeufersiedlung aus dem Mondsee und Attersee und von R. Schachl über Kulturpflanzenfunde aus der Pfahlbausiedlung „See“.

Auch kritische Bemerkungen über die Entwicklung der Pfahlbauforschung in Österreich hat der Autor angebracht. Irgendwie verständlich wenn man weiß, wie von amtlicher Seite in den 80-er Jahren diese Forschung abrupt eingestellt wurde und diese Forschungslücke gegenüber den  Partnerländern des „Welterbes“ jetzt aufgeholt werden muss.

Konsulent Herbert Riesner