Kulturträger

Lydia Roppolt

Die letzte Künstlerin des Mondseelandes, die in der tausendjährigen Tradion der 1791 aus Mondsee vertriebenen Benediktiner ihre Kunst ausübte, war Lydia Roppolt. 1922 als Tochter einer russischen Mutter und eines österreichischen Vaters in Moskau geboren übersiedelte sie 1936 nach Wien wo sich die Lehrerin Emma Agnes Roppolt ihrer als Ziehmutter annahm.
1943 wurde Lydia in die allgemeine Meisterklasse der Akademie der bildenden Künste in Wien aufgenommen wo Herbert Boeckl und Albert Paris Gütersloh zu ihren Lehrern zählten. Nach dem Abschluss als Akademische Malerin und dem Besuch der Meisterklasse bei Sergius Pauser verlegte sie Ihren Hauptwohnsitz in das Mondseeland, nach Oberwang, in der unmittelbaren Nähe der Konradkirche.
Diese Kirche steht an jener Stelle wo im Jahre 1145 die Mörder des Abtes Konrad II von Mondsee die Leiche des oberhalb im Wald getöteten Abtes verbrennen wollten, was aber nicht gelang. Die Reliquien des als selig verehrten Abtes befinden sich heute am Hochaltar der Mondseer Basilika, der ehemaligen Klosterkirche der Mondseer Benediktiner.
Die Künstlerin war sehr vielseitig tätig. Zu den bedeutendsten Werken von Lydia zählen ihre Glasfenster. Bereits 1953 durfte sie in der alten Wiener Kirche St. Ruprecht ihre ersten Glasfenster schaffen, und damit der Beginn der langen Zusammenarbeit mit der Glasmalerei des Stiftes Schlierbach. Das bedeutendste Werk im Ausland sind Glasfenster in der Maria Verkündigungs-Kirche in Nazareth.
Das Feld des künstlerischen Ausdrucks von Lydia Roppolt ist sehr vielfältig wenngleich in hoher Zahl der sakralen Kunst zuzurechnen. So sind weitere bedeutende Glasfenster in der Bindermichel- Kirche in Linz, in der Friedenskirche in Linz Urfahr, in der Wallfahrtskirche von Pfandl bei Bad Ischl und in Graz entstanden. Auch viele Fresken konnte die Künstlerin schaffen. So in der Erzabtei St. Peter in Salzburg, im neuen Seitenstettner Hof in Wien aber auch im Rittersaal der Burg Taufers in Südtirol und in der Grabstätte Ihrer Mutter in der Konradkirche in Oberwang.
Als Bildhauerin schuf sie große Kreuze, entwarf Wandteppiche und Messgewänder.
Groß ist die Zahl von Zeichnungen und Gemälden die von der unermüdlich tätigen Künstlerin geschaffen wurden. Zu den Gemälden gehört auch ein Bild von Bundeskanzler Kreisky das in New York entstanden ist.
Die Künstlerin fand viele begeisterte Kunstfreunde aber auch Menschen der sich ihr Stil schwer erschlossen hat. Dies führte dazu, dass in der Frühzeit Ihrer Arbeiten manche sogar nach der Fertigstellung verhängt wurden. So auch in der Pfarrkirche St. Johannes in St. Johann in Engstetten in Niederösterreich. Wie sie mit dieser Kritik lebte und umging beschreibt ein Zeitungsartikel aus 1960.
„Lydia Roppolt hörte schon ganz genau die Stimme des Volkes, während sie noch an diesem Auftrag arbeitete. Die Arbeiter die die Kirche renovierten, standen dem Werk skeptisch ablehnend gegenüber. Doch schließlich wurden sie von der Künstlerin mitgerissen und waren zum Schluß begeisterte Anhänger. Immer wieder umringten Neugierige das Gerüst der Malerin und gaben ihre Kommentare ab, die nicht immer positiv waren. – Trotz der Gegenstimmen muste ich so weiter arbeiten, wie ich es fühlte! – meinte Lydia Roppolt.“
Das „Konradhaus“ in Gessenschwand, das Refugium der Künstlerin war auch ein bedeutender Treffpunkt aller Kunstinteressierten. Der Höhepunkt des Besucherreigens war jedes Jahr das Konradfest am ersten Augustsonntag. Es begann mit einer Messe in der von Lydia Roppolt reich mit Glasfenstern und moderner Kunst ausgestatteten alten gotischen Kirche. Zelebranten waren immer Bischöfe oder Äbte. Zur Aufführung kam moderne Kirchenmusik womit sich der Kreis zu den Arbeiten der Künstlerin schloss. Die Gäste bildeten einen großen Bogen von der einheimischen Bevölkerung bis zu den Landeshauptleuten, Spitzenvertretern der Wirtschaft und der verschiedensten Kunstrichtungen.
Lydia Roppolt starb am 28.11.1995 in Wien und wurde an der Seite ihrer Mutter in St. Konrad in Oberwang beigesetzt. Sie war Mitglied einer vom Salzburger Erzabt Raimer gegründeten benediktinischen Laiengemeinschaft.
Eine ausführliche Würdigung der Künstlerin bietet das Buch:
Lydia Roppolt, Sakrales Monumentales von Roland L. Schachl und Erich Kaesssmayer, erschienen im Verlag Bibliothek der Provinz

Kons.Herbert Riesner

Kremsmünster Heiliger Agapitus mit der Künstlerin Lydia Roppolt

Kohlezeichnung des Textautors

Konradfest in der Konradkirche

Lydia Roppolt in ihrem Atelier in Oberwang