Geschichte
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Die Pest im Mondseeland

Im nördlichen Seitenschiff der Mondseer Basilika, über dem Ausgang zum Kreuzgang des ehemaligen Benediktinerklosters, hängt ein großes Bild im Gedenken an die Pestepidemie 1649 im Mondseeland. Es zeigt das damalige Aussehen des Marktes mit den Kirchen und den Klostergebäuden. Im Vordergrund sieht man den außerhalb des Ortes liegenden Pestfriedhof,  zu dem Tote gebracht werden.

Im Mittelpunkt des Gemäldes schwebt der Heilige Sebastian umgeben von Engeln, die die Pfeile der Krankheit auffangen und dem schwebenden Christus bringen. Der heilige Sebastian war ein junger Soldat, der für sein Eintreten für verfolgte Christen unter Kaiser Diokletian den Tod fand. Bei einer Pestepidemie im Jahre 680 in Rom wurden die Reliquien des Heiligen durch die Stadt getragen, worauf diese Epidemie zu einem Ende kam. So wurde der populäre Märtyrer zum Patron der Pestkranken, um dessen Fürbitten die Menschen bei Gott durch die Jahrhunderte gefleht haben.

Als die Pest zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Mondsee besiegt war entstanden weitere Kunstwerke mit dem Hl. Sebastian. Als letztes Werk des Barockbildhauers Meinrad Guggenbichler entstand in der Stiftskirche der Sebastianialtar und als besonderes Meisterwerk eine lebensgroße Figur des heiligen Sebastian die im Presbyterium steht.

Die Pest hat in Mondsee durch die Jahrhunderte eine grausige Ernte gehalten, darunter auch Äbte, 1271 Abt Seifried und1521 Abt Wolfgang Haberl, einen Freund Kaiser Maximilians I. Walter Kunze beschreibt in seinem Buch „Mondsee – 5000 Jahre Geschichte und Kultur“ mehrere Epidemien in Mondsee.

„ Als 1614 die Pest erneut das Mondseeland heimsuchte, ordnete der Landeshauptmann an, dass in allen Orten Pflegepersonal angestellt werde. Das Haus eines Pesttoten musste gesperrt werden, Totenmähler und ähnliche Zehrungen hatten bei Strafe zu unterbleiben.

Zu Beginn des 17.Jahrhunderts benötigt man in Pestzeiten, um nach Mondsee zu gelangen, einen Gesundheitspass. Die Zufahrtsstraßen wurden überwacht. Für die Verbindung mit der Außenwelt war ein Bote eingesetzt. Nahrungsmittel durften nicht auf den vielbegangenen Straßen gebracht werden, sondern auf kleinen Wegen über das Gebirge.  Damals starben von sechs Häusern in Mondsee sämtliche Bewohner aus. Vierzig Bewohner starben daran, darunter aus dem Kloster Pater Franziskus Soier.“

Pater Soiers Grabdenkmal, der sich besonders der Pflege der Pestkranken angenommen hat, ist im Bereich des damaligen Pestfriedhofes an der Lindenthalerstraße noch erhalten. Zur letzten Pest im Jahre 1714 berichtet Walter Kunze.

„Häuser, wo die Pest ausgebrochen war, mussten von den noch gesunden sofort verlassen werden. Sie mussten sich 42 Tage abgeschieden von den anderen Bewohnern aufhalten. Krankenpfleger, Bader; Seelsorger und Totengräber durften auch nicht mit anderen Leuten zusammenkommen. Die Kranken mussten nach Möglichkeit in eigenen Häusern untergebracht werden. Die Genesenen mussten 40 Tage den Umgang mit anderen meiden. Ihre alten Kleider wurden verbrannt. Eine Wache achtete während der Gottesdienste, dass aus den betroffenen Häusern niemand die Kirche betrat. Märkte, Schulunterricht und Prozessionen unterblieben. Getreideausfuhr war verboten. Katzen und Hunde durften nicht mehr gehalten werden.

Die Toten wurden mit Kalk bestreut und mannstief begraben, Kleider und Betten vernichtet. In Mondsee und Umgebung waren bei dieser Pest 27 Häuser betroffen. 1716 gab es die letzten Opfer.“

Auch heute werden bei einer Epidemie mit einem Erregen den die Ärzte unzureichend beherrschen können, Maßnahmen in Kraft gesetzt, wie sie schon vor Jahrhunderten die Pest beherrschen halfen. Auch damals gab es Grenzsperren mit wirtschaftlichen Folgen. Mondsee war bekanntlich damals Grenzort zum Fürsterzbistum Salzburg welches sich mit Grenzsperren abgrenzte. Herta Awecker hat in Ihrem Buch „Mondsee- Markt Kloster Land“ eine Episode verzeichnet, wo sogar der Salzburger Erzbischof „wirtschaftlichen“ Schaden an der Grenzsperre nahm und wie er diesen in seinem Sinne lösen lies. „Eines Tages erfuhr der Erzbischof von Salzburg, dass für ihn in Mondsee Wein aus Niederösterreich eingelagert sei, und diese Nachricht genügt, um alle Angst zu verscheuchen und die „contagions-Spörr“ (Grenzsperre) für einige Zeit aufzuheben.“

Kons. Herbert  Riesner

Literatur:

Schauber-Schindler    Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf
Dr. Walter Kunze        Mondsee – 5000 Jahre Geschichte und Kultur
Herta Awecker            Mondsee – Markt Kloster Land