Geschichte
Kloster - Land - Markt

Römerzeit

Wie und ob nach der Auflassung der Pfahlbausiedlungen am Mondsee das Mondseeland weiter besiedelt war wissen wir derzeit nicht. Wohin diese Siedler ihre Seeuferwohn- und Betriebsstätten verlassen haben dazu fehlen entspechende Funde und Forschungen.

Auch an einer römerzeitlichen Besiedlung am Mondsee hat man lange gezweifelt, obwohl bereits seit einigen Jahrhunderten römerzeitlich Grabsteine bekannt waren, die heute im Vorraum der Basilika eingemauert sind. Das in dieser Region Kelten gesiedelt haben ist anzunehmen. In der Nähe von St. Georgen im Attergau wurden in den letzten Jahren zahlreiche Keltengräber gefunden. Im Mondseeland, in der Gemeinde Oberhofen, ist ein sehr grosser Keltenhügel bekannt. Eine genauere Erforschung ist aber noch nicht erfolgt.

Bei den archäologischen Grabungen im Bereich der Basilika St. Michael, den Nebenräumen der Kirche und im Bereich des ehemaligen Benediktinerklosters unter der Leitung von Johann Offenberger vom Bundesdenkmalamt in den 80iger Jahren des vorigen Jahrhunderts, konnten die letzten Reste einer römischen villa rustica gefunden werden. Damit wurde klar, auch das agilolfingische Kloster Mondsee ist, wie andere bekannte Klöster der Frühzeit, offensichtlich an der Stelle römischer Vorgängerbauten errichtet worden.

Klostergeschichte – Gründungssage

Der Mondsee liegt in einer sehr abwechslungsreichen Landschaft. Im Norden öffnet sich eine Endmoräne der Eiszeit in Richtung Mattigtal und damit dem bayrischen Stammland. Im Süden des Sees ragt der Schafberg auf, vorgelagert ist die besonders steile Kienbergwand. Hier soll im 8.Jahrhundert der bayerische Herzog Odilo, wie es einem Landesherrn geziemte, der Jagd gefrönt haben. Über diesen Jagdeifer war es Nacht geworden.

Hoch auf felsigem Gelände über dem Mondsee geriet er in höchste Gefahr abzustürzen. Da trat plötzlich der Vollmond aus den Wolken und der Herzog sah vor sich in der Tiefe die Wasserfläche des Sees glänzen. Der Herzog erschrak und erkannte, dass er vor einem Abgrund stand und konnte sein Pferd noch herumreißen. Als Dank für die Errettung aus dieser Gefahr gründete er ein Kloster. Der See und das Kloster erhielten daher den Namen „Mondsee“.

Betchor der Mönche

„Bete und Arbeite“ ist wohl der am meisten zitierte Grundsatz eines benediktinischen Lebens. Zum Chorgebet treffen und trafen sich die Mönche im Betchor meist in einem Teil der Klosterkirche mehrmals am Tag, früher auch zu nächtlichen Stunden. Würden in das ehemalige Kloster Mondsee wieder Mönche einziehen wäre dies der einzige ehemalige Klosterraum der ohne besondere Vorbereitungen sofort wieder benützt werden könnte.

Dieser Betchor entstand 1674 unter Abt Coelestin Kolb. Damals wurde in der Marien-Anna-Kapelle dem nördlichen Seitenschiff der Basilika ein Gewölbe eingezogen. Zur ebnen Erde entstand die Petrus Kapelle, die heutige Werktagskapelle. Im Obergeschoß kam das spätgotische Chorgestühl zur Aufstellung welches ursprünglich vermutlich hinter dem Lettner im Bereich zwischen dem Wolfgang- und Heiliggeistaltar im Langchor der Klosterkirche aufgestellt war. Der Abtthron im Renaissancestil und das Antiphonen Pult in der Mitte des Raumes sind damals zum neugestalteten Betchor gekommen.

Der Mondseer Betchor kann im Rahmen eines Besuches des Museum Mondseeland besichtigt werden.

Kons. Herbert Riesner

Klostergeschichte – Aufhebung des Klosters

Vor 225 Jahren fiel das Benediktinerkloster Mondsee dem damals herrschenden Zeitgeist zum Opfer. Nach einem über eintausendjährigen Bestand war das mehrjährige Hoffen, der Klostersturm würde am damals ältesten Kloster des Habsburgerreiches vorrübergehen, ausgeträumt. Es muss ein trauriger Novembertag gewesen sein, als am 5. November 1791 das kaiserliche Hofkanzleidekret die Klosterschließung betreffend, den Stiftsgeistlichen nach einem Frühgottesdienst in Anwesenheit des Bischofs im Refektorium vorgelesen wurde. Damit war die Aufhebung des Klosters rechtskräftig.

Das Kloster Mondsee ist im Jahre 748 vom bayerischen Herzog Odilo II in den Resten römischer Vorgängerbauten errichtet worden. In seiner Frühzeit gehörte es zu den bedeutenden Klöstern zuerst Bayerns und dann des Karolinger Reiches. Der zweite Abt namens Hunrich gehörte 787 zu einer Delegation unter dem Salzburger Bischof Arn, die mit Papst Hadrian in Rom im Streit zwischen Herzog Tassilo III und seinem Vetter, dem Frankenkönig Karl vermitteln sollte. Als fränkisches Reichskloster war dann der Kölner Erzbischof Hildebald eine Zeit auch Abt des Klosters Mondsee.

Auch dieses Kloster hat im Laufe seines Bestandes viel Auf und Ab erlebt. Einschneidend war vor allem, dass es 833 als Eigenkloster in die Abhängigkeit des Bischofs von Regensburg kam und damit für rund drei Jahrhunderte vieles an Selbstbestimmung verlor. Ein Lichtblick dieser Zeit war der Aufenthalt des Regensburger Bischofs Wolfgang in seinem Kloster im Gebirge wo er sich, wie man es heute nennt, eine Auszeit nahm oder nehmen musste. Dieser Aufenthalt im Mondseer Klosterland, das Gebiet am Abersee das man heute Wolfgangland nennt, gehörte damals zum Mondseer Kloster. Hier entwickelte sich ab dem 14.Jh die Wallfahrt zum Heiligen Wolfgang als eine der größten Wallfahrten des Mittelalters. Sie wurde von den Mondseer Benediktinern betreut und wurde eine der Grundlagen des Wiederaufstiegs dieses Klosters. Ein Abt, Konrad II, bezahlte 1145 in einer wirren Zeit seinen Einsatz für die Menschen seines Klosterlandes mit seinem Leben.

Eine interessante Frage stellt sich, ob Mondsee auch dann aufgelöst worden wäre, wenn Kaiser Maximilian I, seinem Wunsch gemäß im Mondseer Klosterland, vielleicht gar in der damals schon fertigen gotischen Klosterkirche bestattet worden wäre. 1506 kam Mondsee von wittelsbachischem in österreichischen Besitz. Die Geldnot des Habsburgers führte aber zu einem sechzigjährigen Zwischenspiel Mondsees im Fürsterzbistum Salzburg, dessen Landesherr das Kaisergrab in Mondsee zu verhindern wusste.

Neben der seelsorglichen Tätigkeit der Mondseer Mönche wurden in ihrem Auftrag im Lauf des Jahrtausends des Klosterbestandes auch viele bedeutende Werke der Kunst geschaffen. Es begann schon sehr früh mit der Mondseer Schreibschule. Beim Bau und der Ausstattung der Kirchen des Klosterlandes wurden bedeutende Künstler beschäftigt wie Michael Pacher und Meinrad Guggenbichler um nur einige zu nennen. Selbst ein Klostergymnasium bestand von 1514 bis zur Auflösung des Klosters. Eine wichtige Bildungsstätte die bis heute für Mondsee nicht wieder geschaffen wurde.

Mit der Wahl des Priors P. Bernhard Lidl im Jahr 1729 zum Abt begann die letzte Glanzzeit des Klosters am See, wenngleich in seiner Regierungszeit auch schon das Wetterleuchten einer neuen Zeit heraufzuziehen begann.

Mit einer Reihe von Plänen wurde die Jahrtausendfeier des Klosters für das Jahr 1748 vorbereitet. Die Klosterkirche erhielt ihre heutige Barockfasade. Der Tiroler Bildhauer Anton Koch der im Guggenbichlerhaus seine Werkstatt hatte, erhielt den Auftrag für vier neue Seitenaltäre. Ein Ornat, genannt Millenniumsornat, der heute noch an hohen Festtagen verwendet wird wurde angeschafft. Das alte Kloster Mondsee hatte sich noch einmal auf ein großes Ereignis vorbereitet und barock und prunkvoll durchgeführt ohne zu wissen, dass es der Abgesang auf seine tausendjährige Geschichte sein sollte.

Vom 28. September bis zum 6. Oktober 1748 dauerten die Feierlichkeiten an denen rund 80 000 Besucher teilgenommen haben sollen. Am ersten Tag wurde Joseph Kardinal von Lamberg, Fürstbischof von Passau, feierlich begrüßt und konnte am nächsten Tag 700 Firmlingen das Sakrament erteilen. Bis zum 8. Oktober 1748 kamen täglich Prozessionen Gläubiger der Pfarren aus dem Attergau, vom Attersee, aus dem Fürsterzbistum Salzburg, ja sogar aus Schellenberg bei Berchtesgaden. Feierliche Gottesdienste zelebrierten die Äbte von Kremsmünster, von Schlierbach, St. Peter in Salzburg und natürlich Abt Bernhard Lidl. Beim Pontifikalamt des Abtes Bernhard am 5. Oktober 1748 legte Frater Opportunus Dunkl, der spätere letzte Abt des Klosters, seine Profess ab.

Am 4. September 1773 starb Abt Bernhard Lidl nachdem er 44 Jahre der Vorsteher des Klosters war. P. Opportunus Dunkl, der wie sein Vorgänger vorher eine Professur an der Salzburger Universität innehatte, wurde sein Nachfolger und letzter Abt von Mondsee.

Die Zeit hatte sich aber geändert. Mit der Aufklärung hat sich unter anderem ein Nützlichkeitsdenken etabliert. So ist wohl eine, das Kloster Mondsee betreffende Briefpassage Leopold Mozarts vom 17.1.1786 an seinen Sohn Wolfgang zu verstehen. Anlässlich der in St. Peter in Salzburg bevorstehenden Wahl des Nachfolgers von Abt Beda Seeauer, er war ein Cousin von Abt Bernhard Lidl, meinte Leopold Mozart, dass Gelehrsamkeit nicht gerade von Vorteil sei und „ gerade gelehrte Prälaten die Klöster in Schulden gesetzt und in unordnung gebracht“ haben. Vater Mozart, der zum Kloster Mondsee einige Beziehung hatte schrieb weiter, „was nutzt der stolz gelehrte Prälat zu Monnsee? – war nicht immer Krieg und Verwirrung?“ (1

Bereits im ersten Jahr mit Opportunus als Abt brach 1774 der große Marktbrand aus. Große Teile des Ortes, auch Teile des Klosters und der Stiftskirche fielen den Flammen zum Opfer. Der tatkräftige Abt schritt unverzüglich zum Wiederaufbau des Klosters und wollte auch alte Ausbaupläne damit verbinden. Das führte zu einer Opposition im Konvent bei dem offensichtlich gleich auch persönliche Befindlichkeiten eine Rolle spielten. P.Neuhauser, Pfarrer von St. Wolfgang, man sagte er wäre gerne selber Abt geworden, zeigte bei der Landesregierung in Linz sein Ordenshaus an. Das Gerücht, der Abt wirtschafte schlecht hielt sich wie der Mozartbrief (1786) zeigt, über den Tod des Opportunus hinaus und war Wasser auf die Mühlen derer, die oft zu ihrem eigenen Vorteil die Auflösung des Klosters herbeisehnten.

Am 26. April 1784 starb Abt Opportunus nachdem bereits seit 1783 von Linz aus die Aufhebung des Klosters betrieben wurde. Eine der scheinheiligen Begründungen war die Grenzlage zu Salzburg und der damit angeblich verbundene Schmuggel. Eine Überprüfung des Klosters durch Regierungsstellen ergab keine Beanstandungen der Verwaltung durch den verstorbenen Abt. Die Wahl eines neuen Abtes wurde jedoch nicht erlaubt und ein Administrator auf Zeit eingesetzt. Im Herbst des Jahres 1784 wurde schon von einer Realdotation für die neue Diözese Linz gesprochen. Diese Begehrlichkeit erscheint beim Nützlichkeitsdenken dieser Zeit verständlich, gehörte doch das angeblich wirtschaftlich so schlecht geführte Kloster Mondsee zu den ertragreichsten des Religionsfonds. Die jährlichen Einnahmen beliefen sich auf 24.356 Gulden 54 kr und ergaben einen durchschnittlichen Überschuss von 8913 Gulden 31 kr. (2

Nach dem Tod von Kaiser Joseph II stieg die Hoffnung auf ein Weiterbestehen des Klosters, denn Kaiser Leopold II gestattete wieder die eingestellten Prälaten-Wahlen. Für Mondsee hatte dies aber keine Geltung mehr, da der Linzer Bischof Josef Anton Gall darauf bestand, Mondsee als Dotationsgut zu erhalten. In einem Brief an seinen Bruder vom 30.Oktober 1790 schrieb er:

….Eben heute früh erhielt ich die Nachricht, dass die Sache meiner Dotation auf eine Herrschaft betreffend, bei Hofe entschieden, und ich Hoffnung haben solle, die Güter der erloschenen Prälatur Mondsee, an einem See desselben Namens, zu erhalten. Vermutlich möchte ich noch eine in der Nähe von hiergelegene Prälatur zu Mondsee dazu bekommen. Wenn dies geschieht, so verspreche ich mir, nebst der Annehmlichkeit einen abwechslungsreichen Sommeraufenthalt zu habe, einige 1000 Gulden mehr Einkünfte.- Oder wenigstens die Einkünfte an Wildbret, Geflügel, Fischen, Heu, Haber usw.…….(3

Zu diesem Zeitpunkt war das Kloster zwar noch nicht aufgehoben war aber insofern „erledigt“ weil es aus behördlicher Willkür keinen Prälaten besaß.Bemühungen von Bürgern und Bauern des Mondseelandes um die Wiedererrichtung des Klosters in den Jahren 1794 und 1807 blieben erfolglos. (4

Nach dem Tod von Bischof Gall wurde das ehemalige Klostergut, soweit es nicht schon verkauft wurde, vom Religionsfonds verwaltet. Am 27. August 1810 übergab die französische Besatzungsmacht das ehemalige Klostergut seinem Verbündeten, dem bayerischen Feldmarschall Carl Philip von Wrede, der es nach Bayerns rechtzeitigen Frontwechsel nach der Niederlage Napoleons in seiner Familie halten konnte.

Vom Linzer Diözesanbischof Franz S. Zauner (1956-1980), er war von 1932 bis1934 in Mondsee Kaplan ist bekannt, dass er gerne das alte Kloster Mondsee wiederbeleben wollte und diesen Wunsch auch seinem Nachfolger Bischof Maximilian Aichern weitergegeben hat. Bei den Sorgen der heute bestehenden Klöster freilich ein nicht erfüllbarer Wunsch. Einen Lichtblick in Richtung Wiederbesiedlung des Klosters gab es nochmals Anfang der 1970er Jahre. Ein Vertreter der Erzabtei St. Peter in Salzburg sondierte damals beim Mondseer Bürgermeister Ing. Franz Beer und Ludwig Graf von Almeida die Möglichkeiten eines Erwerbes des ehemaligen Klostergutes Mondsee durch sein Kloster. Almeida wollte damals offensichtlich nicht verkaufen.

1998 feierte Mondsee die 1250igste Wiederkehr der Gründung des ehemaligen Klosters. Abschluss der Feierlichkeiten war der Tag der Benediktiner in der ehemaligen Stiftskirche. Eine Reihe von österreichischen Benediktineräbten und Bischof Maximilian Aichern feierten am 11. Oktober 1998 einen feierlichen Gottesdienst bei dem Bischof Maximilian seine Predigt so beendete:

„Das älteste und berühmteste der von den Agilolfingern, den Bayernherzogen, gestifteten Klöster war Mondsee. In einer Epoche, die wenig Ehrfurcht vor der Vergangenheit kannte wurde die Benediktinerabtei am See 1791 leider aufgelöst. Dennoch ist der Glanz von einst nicht völlig erloschen. Vieles, was die Mönche im 8. Jahrhundert grundgelegt und in den folgenden Jahrhunderten geleistet haben, wirkt bis auf den heutigen Tag.“ (5

Ja, der benediktinische Geist konnte aus Mondsee trotz der Klosterauflösung nie ganz verdrängt werden. Die ehemalige Klosterkirche hat Papst Johannes Paul II im Jahre 2005 zur Basilica Minor erhoben und damit als Zentrum der Glaubensverkündigung hervorgehoben. Dies ist eine Verpflichtung der sich Pfarre St. Michael Mondsee im Sinne ihrer großen Tradition mit großem Nachdruck stellt.

Konsulent Herbert Riesner

Anmerkungen:

  1. Franz Leitner, Mozarts Spuren im Raum Vöcklabruck, Seite 28
  2. Walter Kunze, Mondsee, 5000 Jahre Geschichte und Kultur, Seite 36
  3. Neues Archiv für die Geschichte der Diözese Linz, 1. Jahrgang-Heft 2, Seite 100
  4. Walter Kunze, Mondsee, 5000 Jahre Geschichte und Kultur, Seite 36
  5. www.benediktiner.at-fuereinander/22fuereinander/mondsee.htm